Wirtschaft
Zur Mogulzeit (18. Jahrhundert) galt Ostbengalen als „Paradies auf Erden". Es wurde verglichen mit der Fruchtbarkeit Ägyptens und wurde gelobt für das dichte Wassernetz, auf dem Binnenschifffahrt möglich war, und die Qualität der verschiedenen Landesprodukte, vor allem Reis, Zucker , Baumwollkleidung und Seide. Die Häfen galten als Knotenpunkte für den Fernhandel.
Durch die Kolonialisierung durch England wurde die traditionelle Wirtschaftsstruktur zerstört. Es kam zur überwiegenden Agrarwirtschaft. Aufgrund der Teilung in Ost- und Westpakistan 1947 wurde Ostpakistan, das heutige Bangladesch, wirtschaftlich benachteiligt im Bezug auf die Industrialisierung.
Noch heute sind über 47 % der Erwerbsbevölkerung (2010) im primären Sektor, der Landwirtschaft, tätig und sie nimmt 70,1 % der Landfläche (2012) Bangladeschs ein. Dieser Sektor stellt die Grundlage für den industriellen Sektor dar, welcher überwiegend die Hauptprodukte Reis, Jute, Leder, Garnelen, Tee und Baumwolle verarbeitet.
Die wichtigste Kulturpflanze und Hauptnahrungsmittel ist Reis. Das Land zählt zu den größten Reisproduzenten der Welt. Aufgrund der Abhängigkeit der Reispflanze von sumpfigen Boden ist die Landwirtschaft auf regelmäßige Überschwemmungen der Flüsse angewiesen. Andere Kulturpflanzen sind Weizen, Gerste, Mais, Bananen, Brotfrüchte, Ananas, Mangos und Zuckerrohr.
Bangladesch ist nach Indien der größte Juteproduzent weltweit (1990). Eine andere Handelspflanze, welche im Nordosten von Sylhet, hauptsächlich für den Export, kultiviert wird, ist Tee.
Außerdem hat die Fischerei, welche hauptsächlich Binnenfischerei ist, eine Bedeutung für die Wirtschaft Bangladeschs. Neben Fisch und Schalentieren werden auch Froschschenkel exportiert, die als Delikatesse gelten. Da Frösche natürliche Schädlingsbekämpfer darstellen, stellt der Fang eine Gefahr für die Ernteerträge und die Gesundheit der Bevölkerung dar, weil sich sich krankheitsübertragende Insekten stärker vermehren.
Forstwirtschaftlich wird von 11 % Waldfläche des Landes der Regenwald im östlichen Tiefland Bangladeschs genutzt. Aufgrund der Abholzung ist dieser jedoch kaum noch erhalten.
Im Durchschnitt erreicht das Land einen Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln von über 90 %. Bedingt durch die rasch wachsende Bevölkerung und dem Export kann der landwirtschaftliche Sektor den Bedarf an Nahrungsmitteln kaum decken weshalb der Import von diesen Gütern nötig ist. Der Anteil der Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung betrug im Jahr 2013 16,3 %.
Häufig verbinden wir mit Bangladesch die Textilproduktion. Fast vier Fünftel der Gesamtexporte des Landes macht die Textilindustrie aus. Deutschland ist nach den Vereinigten Staaten weltweit der größte Abnehmer mit 13,6 % (2013) der in Bangladesch hergestellten Ware. Etwa vier Millionen Bangladeschi sind in dieser Branche tätig. Somit macht die Textilproduktion den größten Anteil am sekundären Sektor aus. Der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung betrug im Jahr 2013 27,6 %.
Im tertiären Sektor, dem Dienstleistungssektor, sind etwas mehr als ein Drittel der erwerbsfähigen Bevölkerung beschäftigt. Der Anteil der Dienstleistungen an der Bruttowertschöpfung betrug im Jahr
2013 56,1 %.
Transport- und Verbindungswege sind innerhalb des Landes unzureichend ausgebaut. Auf tausend Einwohner kommen im Durchschnitt zwei Personenkraftwagen (2010). In den Städten sind vor allem Rikschafahrer weit verbreitet, welche mithilfe zweirädriger Wagen Personen oder Waren transportieren.
Bangladeschs Bodenschätze, Kohle und Erdgas, werden zum Teil gefördert.
Bangladesch ist Gründungsmitglied der Südasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation, welche 1985 in Dhaka gegründet wurde. Sie regelt den grenzüberschreitenden Handel der südasiatischen Länder.
Die offizielle Erwerbstätigenquote in Bangladesch beträgt 67,8 % (2013). Es gibt kaum qualifizierte Fachkräfte. Arbeitslos sind 4, 3% der Bevölkerung, knapp jeder zehnte Jugendliche ist arbeitslos. Viele Bangladeschi, vor allem in den städtischen Slums, sind im informellen Sektor tätig.
Circa 44 % der Bevölkerung verdient unterhalb der Armutsgrenze (2010). Das Pro-Kopf-Einkommen nimmt eher ab als zu.
Die offizielle Währung ist Taka.
Bildquellen:
londonminingnetwork.org/2013/06/uk-government-accepts-complaint-over-gcm-resources-bangladesh-coal-mine-british-company/
www.nationalgeographic.de/reportagen/fotostrecke-klimawandel-und-bevoelkerungsexplosion-in-bangladesch
Textquellen und nützliche Links:
Aßheuer, Tibor: Klimawandel und Resilienz in Bangladesch, die Bewältigung von Überschwemmungen in den Slums von Dhaka (2014); Stuttgart Steiner, Megacities and global change; Bd. 14
Hoering, Uwe: Zum Beispiel Bangladesh; Bornheim-Merten Lamuv-Verlag; 1. Auflage; 1988
www.suedasien.info/laenderinfos/260
http://www.laender-lexikon.de/Bangladesch
https://de.wikipedia.org/wiki/Bangladesch
http://wko.at/statistik/laenderprofile/lp-bangladesch.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdasiatische_Vereinigung_f%C3%BCr_regionale_Kooperation